Boll vom Traumstart zum Albtraum
1. MannschaftEs gibt leichtere Einstiege als den von Timo Ascherl. Als der 46-Jährige im November den Posten von Roberto Pelleriti als Sportlicher Leiter des TSV Bad Boll übernahm, befand sich die Mannschaft in schwierigem Fahrwasser. Nach gutem Saisonstart blieb das Team von Trainer Fabio Morisco über Wochen sieglos und holte nur noch einen Punkt aus sieben Spielen. Ascherl war gleich als Krisenmanager gefragt.
„Ich habe viele Gespräche mit dem Trainerteam und der Mannschaft geführt, um die Motivation in der schlechten Phase wieder anzuziehen und gemeinsam da rauszukommen“, berichtet Ascherl, „vor allem wollte ich dem Trainerteam den Rücken freihalten, denn es darf nicht alles bei ihnen abgeladen werden“. Erst am letzten Spieltag vor der Winterpause wurde der Negativlauf durchbrochen. Nach dem 2:1-Sieg in Bettringen überwintert der Landesliga-Dino auf Tabellenplatz elf mit nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz beziehungsweise vier auf die Abstiegsplätze.
„Den Sieg haben wir uns mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung erkämpft“, konnte der neue Sportchef vorerst durchatmen. Die Gründe für das insgesamt durchwachsene Abschneiden sieht er im großen Umbruch vor der Saison, einige Neuzugänge waren zudem noch nicht die erhoffte Verstärkung. „Dass es am Anfang gleich so gut lief, war für mich eher überraschend. Es war klar, dass ein Einbruch kommen wird“, sagt Ascherl, der dem Trainerteam um Fabio Morisco das Vertrauen ausspricht: „Sie haben es geschafft, der Mannschaft die nötigen Impulse zu geben, das hat man in den letzten zwei Spielen vor der Winterpause gesehen, vor allem am Auftreten. Mit einer guten Vorbereitung im neuen Jahr werden wir da unten rauskommen.“
Ascherl will weiter viele Einzelgespräche führen, vor allem mit den Spielern, die noch nicht zu ihrer Form gefunden haben. Auch den ein oder anderen wechselwilligen oder mangels Einsatzzeit unzufriedenen Spieler will er abholen und spricht sich insgesamt für mehr Rotation aus. „Der ganze Kader ist wichtig und wir haben in der Breite genügend Spieler, deshalb soll sich auch mal einer zwischendurch erholen können. Wir wollen das Mannschaftsgefüge zusammenbekommen und jeden Spieler wichtig halten. Auch die Bank muss motiviert sein.“
Erster Winter-Neuzugang ist Emil Braun, ein 18-jähriger Innenverteidiger von den A-Junioren des SSV Reutlingen, der zuvor beim FC Heidenheim gespielt hat. Dieses Transfermodell schwebt Timo Ascherl auch für die Zukunft beim TSV Bad Boll vor. „Wir wollen Anlaufstelle und Sprungbrett für junge Talente aus den Nachwuchsleistungszentren oder der Junioren-Oberliga werden. Sie sollen bei uns ausgebildet und an höherklassige Vereine abgegeben werden“, skizziert Ascherl seine Philosophie. Als Beispiel nennt er Julian Unger, der einst aus der Bezirksliga kam und vor der Saison vom Erlengarten in die Oberliga zu Calcio Leinfelden-Echterdingen wechselte.
Mit Lenny Mändle (21), Nathan Winter (19), Jan Schäberle (19) oder Ascherl-Sprössling Noah (20) stehen auch jetzt Talente im Kader. „Wir wollen fleißige, junge Spieler, die noch etwas erreichen möchten und im Training Gas geben. Kombiniert mit einem Stamm aus erfahrenen Landesliga-Spielern kann man auf diese Weise im gesicherten Landesliga-Mittelfeld mitspielen“, ist Ascherl überzeugt. Erst einmal muss diese Tabellenregion aber in der laufenden Runde schnellstmöglich anvisiert werden. Bad Boll startet nach der Winterpause mit zwei Heimspielen, die Gegner MTV Stuttgart und TSV Weilimdorf haben es aber in sich. „Ich hoffe, dass unser Sieg in Bettringen ein Game Changer war“, sagt Ascherl.